Seit es Aufzeichnungen gibt war das Hagelereignis vom 23. Juli 2009 das bisher größte in Österreich: Hagelkörner in Golfball-Größe zerschlugen binnen Minuten Fenster, Auto-Verglasungen oder ganze Dächer. Die heimische Versicherungswirtschaft beziffert die Sachschäden auf rund 360 Mio. Euro. Auch für die Oberösterreichische Versicherung schlug sich dieses Unwetter mit rund 75 Mio. Euro in den Büchern nieder und stellt bis heute das größte Unwetterereignis in der über 200-jährigen Unternehmensgeschichte dar.
Oberösterreich besonders exponiert
Weltweit sind wetterbedingte Versicherungsschäden in den letzten 30 Jahren angestiegen und zwar um das 15-fache , so der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) in seiner Unwetterbilanz für 2015. Statistisch gesehen kommt es alle zwei bis drei Jahre zu einer Naturkatastrophe mit Schäden um die 200 Mio. Euro. Oberösterreich ist aufgrund seiner Lage besonders exponiert. Gerade das Inn- und Hausruckviertel sind als „Einflugschneisen“ vermehrt von Hagel und Sturm betroffen.
Prävention als Lehre der jüngeren Vergangenheit
Beschädigungen durch Hagel können von optischen Beeinträchtigungen wie Dellen oder farblichen Veränderungen bis hin zu Durchschlägen und Zerstörung der Gebäudehüllen, aber auch an Fahrzeugen udgl. reichen. Als Folge beschädigter Gebäudehüllen kann Niederschlagswasser eindringen und zu weiteren Schäden führen. Schäden durch Hagelschlag sind in der Regel in der Eigenheimversicherung bzw. im Fall von Kraftfahrzeugen in der Kaskoversicherung gut abgedeckt.
„Elementarschäden müssen und werden auch künftig versicherbar sein, jedoch werden nur durch eine Reduktion der Schadensummen auch die jeweiligen Prämien dauerhaft niedrig gehalten werden können“, betont Dr. Josef Stockinger, Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung AG. Gemeinsam mit dem Institut für geprüfte Sicherheit (IGS) engagiert sich die Oberösterreichische seit Jahren bei der Prävention von Naturkatastrophen.
Bereits in der Bauphase Hagel abwehren
In einem übersichtlichen Folder hat das Elementarschadenpräventionszentrum (EPZ) eine Reihe von Möglichkeiten zusammengestellt, um Schäden durch Hagel hintanzuhalten. Eine erfolgreiche Hagelabwehr beginnt zum Beispiel bereits in der Planungs- und Bauphase: Neben der Standortwahl ist vor allem die Auswahl der zu verbauenden Materialien entscheidend. Die Hagelzonierungskarte des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft informiert darüber, wie hoch die Gefährdung durch Hagel in der jeweiligen Region ist.
Über die Hagelresistenz der zu verwendeten Materialien gibt Hagelregister.info Auskunft. Immer mehr Hersteller gehen dazu über, ihre Produkte überprüfen und in weiterer Folge in das österreichisch-schweizerische Hagelregister einzutragen. Dabei werden die Produkte mittels einer Hagelsimulationsmaschine unter möglichst naturnahen Bedingungen mit genormten, im Labor hergestellten Eiskugeln beschossen und je nach Resistenz in unterschiedliche Hagelwiderstandsklassen eingeteilt. Diese Klassen und weitere Informationen rund um das Hagelregister hat das EPZ in einer eigenen Broschüre zusammengestellt.
Vorbeugende Maßnahmen
- Dacheindeckung hinsichtlich Art, Resistenz, Alterungseffekte, Dachneigung, Unterkonstruktion der Dacheindeckung prüfen
- Bei Neubau und Sanierung auf die Widerstandsfähigkeit der Bauteile achten (Informationen dazu auf www.hagelregister.at)
- Dachüberstände bieten ebenfalls Schutz für die Fassade
- Ein Unterdach (Kaltdach) schützt vor Wassereintritt und damit vor größeren Folgeschäden
- Bei Wärmedämmverbundfassaden, welche im Zuge von thermischen Sanierungen immer häufiger die Außenwände darstellen, gibt es Systeme mit unterschiedlicher Widerstandsfähigkeit
- Bei Lichtkuppeln und anderen exponiert gelegenen und hagelschlagempfindlichen Bauteilen empfiehlt es sich, Hagelschutzgitter anzubringen
- Holzfenster und -türen können auch nachträglich mit Alu-Vorsatzschalen nachgerüstet werden
- Notüberläufe bei Terrassen, Loggien und Flachdächern herstellen
- Flachdächer, wenn statisch möglich, bekiesen
Organisatorische Maßnahmen
- Abdeckplanen in ausreichender Menge vorsorglich lagern
- Auffangmöglichkeiten für eindringendes Wasser bereitstellen
(Kübel, Decken) - Bei Hagelwarnung Fenster und Türen schließen sowie Tore verriegeln
- Dacheinläufe und -abflüsse laufend kontrollieren und freihalten
- Kunststoffbauteile rechtzeitig erneuern, da der Hagelwiderstand mit der Zeit abnimmt
- Dacheindeckung laufend überprüfen und beschädigte Elemente ersetzen
- Glasdicken der äußeren Scheiben erhöhen
- Vorhandenen Holzschutz laufend instandhalten
- Abdeckungen für Glaskuppeln mit Hagelschutzgittern möglich
Quelle: www.elementarschaden.at, VVO, IGS
siehe auch Keine Sorgen Sicherheitsbroschüren