Oberösterreichische Versicherung

Ein Beitrag von unseren Expert:innen: GD Nagl zu Smart Home Systeme

Smart Home Systeme erleichtern unser Leben - aber wer haftet bei Schäden?

 

Unser Experte GD Othmar Nagl zum Thema

Sie schalten nach einem schönen Winterausflug über Ihr Smart Home System Ihre Sauna ein und freuen sich auf wohltuende Wärme….

Doch als Sie nach Hause kommen, erwartet Sie eine böse Überraschung. Statt einer warmen Sauna steht Ihr Haus in Flammen. So ähnlich dürfte es einem Hausbesitzer in Vorarlberg ergangen sein. Schuld daran war nach dem Polizeibericht ein Defekt in der Elektronik der ferngesteuerten Saunaanlage – die Folge: erheblicher Sachschaden!


Laut Statista wächst der Smart Home Markt in Österreich stark. 2017 lag der Umsatz in diesem Bereich bei 250 Millionen Euro, 2022 bereits bei rund 712 Millionen Euro, für heuer wurde ein Anstieg auf 995 Millionen Euro prognostiziert. Auch die Anzahl der Haushalte mit dieser „intelligenten Haustechnik“ steigt kontinuierlich. Während 2022 rund 20 Prozent der österreichischen Haushalte Smart Home Lösungen nutzen, sollen es dieses Jahr bereits in mehr als 40 Prozent sein.

Frischer Kaffee zum Aufstehen, Jalousien, die sich automatisch am Morgen öffnen und am Abend schließen, im Winter die Heizung, die rechtzeitig vor Ihrer Heimkehr aus dem Büro anspringt und für wohlige Wärme sorgt, ein Kühlschrank, der weiß was fehlt und uns eine Einkaufsliste schickt, ein Backrohr bzw. ein E-Herd, der sich selber einschaltet und mein Essen aufwärmt oder eine Waschmaschine, die fertig ist, wenn Sie nach Hause kommen – das alles und viel mehr macht unser Leben angenehm.

Aber wer haftet, wenn es dadurch zu Schäden kommt? Entgegen mancher Medienberichte nach dem Brand in Vorarlberg, sehen wir von der @Oberösterreichischen bei solch einem Schaden keine „grobe Fahrlässigkeit“. Der Schaden ist schließlich durch einen technischen Defekt der Saunaanlage entstanden, für den der Versicherungsnehmer vermutlich keine Schuld trägt, sofern er keine, von der Betriebsanleitung der Sauna abweichende Einstellungen getroffen hat und alle Komponenten des Smart Home Systems eine CE-Kennzeichnung aufweisen.

Eventuell greift in diesem Fall eine Produkthaftpflicht des Herstellers oder des Lieferanten der Saunaanlage, aber ganz allgemein wäre der genannte Schaden durch eine Eigenheimversicherung gedeckt. Die Zusatzdeckung „Grobe Fahrlässigkeit“ macht natürlich dennoch in vielen Bereichen Sinn. Diese berücksichtigen mittlerweile viele Versicherungsunternehmen, bei uns beispielsweise wäre das im Plus- und Premiumschutz der Eigenheimversicherung automatisch inkludiert. Dennoch raten wir Ihnen: Wenn Sie sich ein Smart Home System zulegen, achten Sie unbedingt auf eine CE-Kennzeichnung und nehmen Sie bitte in jedem Fall Kontakt mit Ihrem Berater auf und passen Sie Ihre Polizze dahingehend an.


 

Was sollten Sie sonst noch beachten?

Selbstverständlich muss man bei einer Nutzung von Smart Home Lösungen aber immer bedenken, was wir damit machen oder wofür wir es genau brauchen. Wenn etwa eine Waschmaschine, ein Toaster oder ein E-Herd nach dem Aktivieren unbeaufsichtigt arbeiten, raten wir jedenfalls zur Vorsicht, damit nichts passiert, denn das wäre möglicherweise grob fahrlässig, wenn etwa Herstellervorgaben hinsichtlich Sicherheit nicht eingehalten werden.

Wenn Sie sich für eine Alarmanalage als Einbruchsschutz, einen Rauchmelder oder ähnlichem entscheiden, nehmen Sie bitte ein qualitativ hochwertiges Produkt, damit Sie sich wirklich sicher fühlen können.

Auch bei elektronischen Schließsystemen raten wir dazu, nur geprüfte und hochwertige Systeme zu verwenden. Wie jedes vernetzte Gerät können auch Smart Locks theoretisch gehackt und ferngesteuert werden. Qualitativ minderwertige Produkte, wie sie auf zahlreichen Online-Marktplätzen erhältlich sind, haben oft Sicherheitslücken und sind daher besonders gefährdet. 

Denn jede Fehlfunktion – vor allem bei medizinischen Systemen – birgt ein hohes Risiko für Sie, Ihre Sicherheit, ja vielleicht sogar für Ihr Leben.

In den meisten Fällen sind aber all diese Systeme relativ sicher. Auch Entwickler von Smart Home-Lösungen sehen kaum Gefahrenquellen, da laut einem Beitrag auf ORF.at „spezielle Sensoren die Technik überwachen und bei Bedarf, wie etwa bei zu hohen Temperaturen, Alarm schlagen“ – was aber auch soviel bedeutet, dass der Anwender bei Aktivierung sein Handy im Blick haben muss – um tatsächlich rasch reagieren zu können.


Bei allen Vorteilen darf aber eines bei diesen Systemen nicht vergessen werden, nämlich die Frage nach dem Datenschutz und der Datensicherheit. Erst kürzlich wies die Kronenzeitung OÖ recht anschaulich darauf hin, dass auch Kühlschränke und andere vernetzte Geräte für Hacker ein leichtes Spiel sind und sie über diese Hintertür nicht nur an Ihre persönlichen Daten gelangen, sondern dadurch auch in große Unternehmen „einbrechen“ können. Über die Gefahren von Hackerangriffen und Cybersicherheit möchte ich Ihnen aber in einem anderen Beitrag mehr berichten.